IP-Schutz im chinesischen Metaverse

Das Thema IP im Metaversum (Metaverse) gewinnt in China an Bedeutung. Treiber sind die chinesischen Technologiekonzerne, allen voran BaiduTencentAlibaba, ByteDance und NetEase, die sich derzeit mit massenhaften Metaverse-Markenanmeldungen ein Rennen liefern. Tencent bringt es alleine auf rund 100 Anmeldungen. Baidu hat beispielsweise den Begriff Metaapp als Marke beantragt, Alibaba die Marke Ali Metaverse, bei NetEase ist es das NetEase-Metaverse. Die Markenanmeldungen der NetEase-Gruppe umfassen Namen, die das Wort Metaverse mit den Namen des Unternehmens und seiner Forschungs- und Spieleinheiten für künstliche Intelligenz kombinieren, beispielsweise Fuxi Metaverse und Leihuo Metaverse.

Bisher haben in China mehr als 400 Unternehmen Marken für Begriffe im Zusammenhang mit dem Metaversum eingetragen, viele Anmeldungen umfassen Kategorien wie Designforschung, Kommunikationsdienste sowie Bildung und Unterhaltung. Auch in Chinas neuer Metaverse-Industriegruppe, dem Metaverse Industry Committee, stehen Marken ganz oben auf der Agenda. Man hat erkannt, dass das Metaversum das Geschäft in vielen Branchen nachhaltig verändern wird und sich der Markenwettbewerb nicht zuletzt im digitalen Raum abspielen wird – nicht nur wegen der Profite, sondern auch aus Kostengründen und der zusätzlichen Reichweite. Dazu kommt der Zugzwang, der von den Metaverse-Pionieren unter den Wettbewerbern ausgeht.

Business-Anwendungsfelder sind virtuelle Schulung und Simulation, das Bedienen von Industrieanlagen, digitale Zwillinge, Demo- und Verkaufsinteraktionen in virtuellen Läden oder Showrooms, hybride oder rein virtuelle Veranstaltungen wie Messen, Ausstellungen oder Tagungen, der Austausch mit Kunden in virtuellen Konferenzräumen oder der Einkauf von realen oder digitalen Gütern in virtuellen Einkaufsumgebungen.  

Bislang konzentrieren sich die chinesischen Anmelder auf Dachmarken. Weil im Metaversum Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) dominieren, werden bei den virtuellen Kreationen sehr schnell Bildmarken in Form von Symbolen oder Designs ins Spiel kommen. Auch Farbmarken, Klangmarken und 3D-Marken werden an Bedeutung gewinnen. Dazu kommen Copyrights, Trade Dress und Geschmacksmuster als Schutz für digitale Artefakte. Im grenzenlosen Metaverse entstehen bei IPR-Verletzungen jedoch Probleme hinsichtlich des Gerichtsstandes und Vollstreckungsortes, und auch die Fragen der Cybersicherheit (Cyber Security= und des Datenschutzes gewinnen an Bedeutung. Technische Geräte wie 3D-Brillen, haptische Sensoren oder Technologien zur Erstellung von Bildern und Videos werden weiterhin im großen Stil durch Patente geschützt.

Dass die chinesische Regierung das Metaversum ebenso wie die Realwirtschaft vom Rest der Welt abschotten und staatlich kontrollieren wird, gilt als ausgemacht. Das Land wird in der Metaverse-Industrie proaktiv strategische Positionen abstecken, Raum besetzen und eigene Standards etablieren, um beim Übergang in das neue digitale Ökosystem First-Mover-Vorteile nutzen zu können. Die Blockchain, der digitale Yuan und nicht-fungible Token (NFT) werden als Katalysatoren wirken, ebenso der Ausbau von 5G und die Infrastruktur der Digitalen Seidenstraße. IP spielt bei all dem eine herausragende Rolle.

Ausländische Unternehmen, die diesen neu entstehenden Wirtschaftsraum nicht beachten, laufen Gefahr, in China den Anschluß zu verlieren. Sie sollten Marken in den für herunterladbare virtuelle Güter relevanten Klassen registrieren, neue virtuelle Vermögensgegenstände kreieren und für die Überwachung und Bekämpfung von IP-Verletzungen im digitalen Raum mehr Ressourcen bereitstellen.

Bild: Reworld

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