Die Pandemie führt nicht nur dazu, dass die globalen Märkte mit gefälschten medizinischen Produkten überschwemmt werden. Weil Lieferanten ausfallen, dringen Marken- und Produktfälschungen auch in anderen Segmenten in die Supply Chains der Originalhersteller ein und ersetzen die fehlenden Originalprodukte. Für die Markeninhaber kommt es jetzt darauf an, ihre Zulieferketten zu überwachen und zu schützen.
Counterfeiter brechen häufig über Zwischenlager in die Lieferketten ein. Sie tauschen dort komplette Originallieferungen gegen gefälschte aus, verpacken einzelne Sendungen um oder manipulieren Etiketten und Begleitpapiere. Besonders kritisch sind unbekannte Frachtführer und Beiladungen, die im Zuge von Covid-19 verstärkt zum Einsatz kommen. Riskant sind auch Begegnungsverkehre, bei denen Transportmittel aufeinander zufahren und im Lager Teile der Fracht austauschen, sowie freie Lagerungen ohne feste Lagerplatzzuteilung in Güterverteilzentren, das Outsourcing von Dienstleistungen der Lagerlogistik und die unkontrollierte Kommissionierung.
Spektakulär war der Fall einer etablierten und bekannten Marke, die von chinesischen Fälschern innerhalb von weniger als drei Jahren fast völlig übernommen wurde. Obwohl der Marktanteil der erfolgreichen Marke (Originale plus Fälschungen) in Beijing in diesem Zeitraum nur leicht sank, ging die Zahl der Lieferungen der Originalware nach Beijing ständig zurück. Nach drei Jahren hatte die Marke in ihrer Kategorie in Beijing zwar immer noch einen Marktanteil von 30 %, der Verkauf authentischer Produkte machte aber nur noch 5 % des gesamten Verkaufsvolumens aus. Die Piraten hatten das Schiff geentert.