Zum Artikel „Patentes Märchen“ in der WirtschaftsWoche 42 vom 12. Oktober 2018:
Komplexe Sachverhalte lassen sich bekanntlich nur durch eine differenzierte Analyse angemessen erfassen. Das gilt ganz besonders für das internationale Patentwesen. Dass die VR China Patentanmeldungen chinesischer Unternehmen subventioniert und dadurch massenhaft Schutzrechte schlechter Qualität produziert, ist in der deutschen Industrie bekannt. Die Strategie der Chinesen ist das Besetzen von Terrain – wie beim chinesischen Spiel Weiqi. Aus dieser Erkenntnis aber einen innovationsschwachen chinesischen „Scheinriesen“ und ein „patentes Märchen“ abzuleiten, ist fahrlässig.
Die Praxis zeigt ein anderes Bild. Zeitnahe Analysen chinesischer Patente in chinesischer Sprache belegen, dass chinesische Unternehmen in vielen Bereichen inzwischen ganz vorne mitspielen. Das gilt nicht nur für die so genannten Digitalpatente, d.h. Verfahrenspatente auf Algorithmen, sondern auch für Patente in der Bahntechnik, den alternativen Antrieben oder den neuen Werkstoffen. Wir finden inzwischen in allen zehn Bereichen des Planes „Made in China 2025“ qualitativ hochwertige Erfindungspatente chinesischer Institute und Unternehmen. Dass diese Qualitätspatente im Westen nicht zitiert werden, liegt schlicht daran, dass sie hierzulande nicht bekannt sind.
Dr. Hans Joachim Fuchs
Bild: CRRC über Weibo