Es gibt ein neues Phänomen in der Marken- und Produktpiraterie: Das bewusste Replacement von Originalen. Um ihre durch Covid-19 verursachten Umsatzeinbrüche und Einkommensverluste zu kompensieren, ersetzen Unternehmen und Konsumenten gezielt teure Originale durch billige chinesische Kopien. Durch den Austausch von originalen Markenprodukten können sie in der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Situation ihre Einkaufskosten deutlich senken – oft ohne nennenswerte Qualitätsverluste und Reputationsschäden. Das Geschäft der Originalhersteller wird dadurch immer stärker ausgehöhlt.
Dieser Austausch steigert bei den Markeninhabern im laufenden Geschäftsjahr kurzfristig den bereits bestehenden Umsatzverlust, der aus der nicht bekämpften Produkt- und Markenpiraterie resultiert und der in vielen Branchen inzwischen beachtliche Werte erreicht hat. So verlieren beispielsweise deutsche Maschinenbauer im Schnitt 3 – 5% ihres Jahresumsatzes an Fälscher, ein Weltmarktführer geht sogar von 10%igen Umsatzverlusten aus. Dazu kommt, dass die vielen Kopien weiteren Druck auf die Marktpreise der Originalprodukte ausüben. In China mussten deutsche Hersteller von Textilmaschinen ihre Preise aufgrund der billigen Nachbauten bereits um bis zu 25% senken. Das durch Covid-19 verursachte Replacement führt bei den betroffenen Herstellern mittelfristig zum Verlust von Marktanteilen – in vielen Fällen auf Dauer, weil die durch die Pandemie an Fälscher verlorenen Kunden nicht mehr zurückkehren. Die Billigmärkte wachsen und verfestigen sich. Wenn die Originalhersteller ihre über die Jahre verlorenen Cashflows diskontieren, ergibt sich langfristig oft ein Barwert des kumulierten Verlustes, der über der EUR-Milliardengrenze liegt. Sie können diese Abwärtsspirale nur stoppen, wenn sie die Marken- und Produktpiraterie mit allen verfügbaren Mitteln konsequent, systematisch und nachhaltig bekämpfen.
Foto: Plagiarius