Counterfeiting als organisierte Kriminalität

Fälscheraktivitäten werden zunehmend von Gruppen der organisierten Kriminalität durchgeführt. Sie konzentrieren sich auf eine einzelne Produktkategorie, produzieren qualitativ hochwertigere Fälschungen und kontrollieren den gesamten Vermarktungsprozess. Zur Wertschöpfungskette gehören auch illegale Labors und gut ausgebildete Fachkräfte, die sogar Arzneimittel synthetisieren können. Die Folge ist, dass sich das Angebot an spezialisierten gefälschten Waren immer weiter erhöht.

Viele dieser Gruppen arbeiten transnational und sind grenzüberschreitend tätig. IP-Kriminalität ist dabei nur selten die einzige oder die dominierende Kategorie. In der Regel sind Counterfeiter auch an anderen kriminellen Aktivitäten beteiligt, die Fälschungsdelikte unterstützen, z.B. Dokumentenbetrug, Geldwäsche oder Steuerbetrug.

Um die Verfolgung der Geldspuren zu erschweren, verwenden organisierte Fälscher etablierte Geldwäschemethoden, beispielsweise schnelle Transaktionen zwischen verschiedenen Bankkonten. Oder sie überweisen Geld von Online-Zahlungskonten auf Prepaid-Karten, weil Strafverfolgungsbehörden und Banken Geld auf Prepaid-Karten nicht erkennen können. Außerdem kann in vielen Staaten das Geld auf diesen Karten nicht eingezogen werden.

Im internationalen Online-Counterfeiting ist ein gängiger Ansatz, zuvor verwendete legitime Domainnamen erneut zu registrieren. Domainnamen, die bisher von Handelsunternehmen, Botschaften oder Politikern verwendet wurden, werden systematisch neu registriert, um als E-Shops für den Verkauf gefälschter Waren zu fungieren. Diese Wiederverwendung legitimer Websites gewährleistet einen konsistenten Internetverkehr.

Eine andere Vorgehensweise besteht darin, auf Online-Marktplätzen eine ganze Reihe von Verkäuferkonten zu registrieren und diese nur für einen bestimmten Zeitraum zu betreiben. Danach werden die Konten gelöscht, und neue Konten werden eröffnet. Untersuchungen haben gezeigt, dass dabei mehrere Online-Zahlungskonten mit einem einzigen Bankkonto in China verbunden waren.  

Die Bekämpfung des Online-Counterfeiting im digitalen Raum gleicht oft einem Kampf gegen Windmühlen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass international tätige Fälschernetzwerke nur durch das Ausschalten der Quelle, also der Hersteller, in der analogen Welt wirksam bekämpft werden kann. Dazu sind Scheingeschäfte durch verdeckte Ermittler, notarisierte Musterkäufe und juristische Verfahren erforderlich. 

Quelle: EUROPOL/EUIPO

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