Marken- und Produktpiraterie: Grenzüberschreitende Verfolgung

Chinesische Counterfeiter agieren zunehmend global. Sie verlegen ihre Produktionsstätten aufgrund des hohen Verfolgungsdrucks im Inland von China in benachbarte Staaten wie Myanmar, vertreiben ihre Plagiate weltweit über das Internet und nutzen verschachtelte Logistikrouten, damit ihre Sendungen von den Behörden in den Empfängerländern nicht leicht zurückverfolgt werden können.

Die Freihandelszonen großer Handelsstädte wie Hongkong, Singapur oder Dubai spielen dabei eine herausragende Rolle. Sie sind oft Umschlagsorte für gefälschte Produkte. In den Freihandelszonen werden die Transitgüter meist gar nicht oder nur unzureichend kontrolliert, weil sich die Behörden für Transitgüter kaum interessieren. Kontrolliert werden meist nur solche Produkte, die auf den heimischen Markt kommen.

Eine der bekannten Drehscheiben ist zum Beispiel die Jafza Zone in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Jafza ist eine Freihandelszone, welche durch niedrige Steuern und limitierte Gesetzesauflagen lukrative Geschäftsmöglichkeiten sowie gute Fertigungs- und Handelsmöglichkeiten bietet. Generell ist die Zahl der Freihandelszonen in den letzten Jahren stark gestiegen, was den Händlern und insbesondere den Fälschern in die Karten spielt. Der Vorteil solcher Zonen für die Fälscher ist zum einen, dass die Ware gut getarnt weiterversendet werden kann. Zum anderen können die ankommenden Produkte und der Vertrieb aufgrund unzureichender Regulierungen und Kontrollen in den Zonen sehr leicht manipuliert werden.

Nach Analysen von OECD und EUIPO sind die VAE mit Saudi Arabien und dem Jemen die weltweit größten Umschlagsorte für Nahrungsmittel. Gefälschte Pharmaprodukte gehen von den Emiraten nach Katar und Westafrika, wobei der Versand nach Afrika meist per Schiff oder Flugzeug erfolgt. Die meist aus China und Indien stammenden gefälschten Drogen, Krebsmedikamente oder Schmerzmittel sind teilweise nutzlos und enthalten mitunter sogar gefährliche, giftige Stoffe und Bakterien.

Parfüm und Kosmetik finden ihren Weg aus den VAE nach Südosteuropa (Albanien), Kuwait und Afrika. In Afrika sind Angola, die Elfenbeinküste, Senegal, Gabun, Ghana, Guinea, Djibouti, Libyen und Marokko die Hauptabnehmer. Kleidung und Textilwaren werden von den Emiraten nicht nur nach Afrika, sondern auch nach Europa versendet. Gefälschte Elektronikprodukte für den afrikanischen Markt gehen von Hong Kong  in die VAE,  die wichtigsten Ziele sind die Elfenbeinküste, der Kongo, Guinea und Somalia.

Auch in der umgekehrten Richtung spielen die Emirate eine Rolle. So werden hochwertige gefälschte Produkte der Optik, Fotografie und Medizintechnik gerne von Südostasien über die VAE nach Saudi Arabien verschickt.

Der Trend geht allgemein zu Paketen mit kleineren Mengeneinheiten, welche per Post oder Schiff versendet werden. Dadurch kann der Verlust durch Beschlagnahmungen minimiert werden. Die Verfolger von Marken und Produktpiraterie reagieren mit der Internationalisierung ihrer Aktivitäten und grenzüberschreitender Rechtsverfolgung. Sie ermitteln die Absender gefälschter Produkte verdeckt in den Freihandelszonen, um in den Ursprungsländern gegen die Hersteller juristisch vorgehen zu können. Die Strategie ist immer, das Counterfeiting an der Quelle zu beseitigen – close down the factory.

Quelle: OECD / EUIPO

Bild: The National

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