China standardisiert das Metaverse

Mit der Veröffentlichung des ersten nationalen Gruppenstandards für das Metaverse geht Shanghai in die Offensive. Die Maßnahme ist ein klares Indiz dafür, dass China das Metaverse nicht nur als Spielerei oder Nischenmarkt betrachtet, sondern als eine grundlegende neue Infrastruktur für die Wirtschaft und Gesellschaft der Zukunft. Durch die Kombination aus standardisierten Bewertungsrahmen, gezielter Anwendungsförderung und branchenübergreifender Zusammenarbeit schafft die Stadt die Voraussetzungen dafür, dass sich das Metaverse in China geordnet, schnell und vor allem nutzenorientiert entwickeln kann. Dieser Schritt könnte zur Blaupause für andere Regionen werden und den globalen Wettbewerb im Metaverse-Bereich prägen.

Das Metaverse, ein Sammelbegriff für immersive digitale Welten, die durch Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und andere Technologien geschaffen werden, befindet sich in einer Phase rasanter, aber unkoordinierter Entwicklung. Bislang mangelte es an einheitlichen Definitionen und Qualitätsstandards. Was genau qualifiziert sich als „Metaverse-Produkt“ oder „Metaverse-Dienstleistung“? Wie misst man seinen technologischen Reifegrad, seinen Nutzwert oder seinen wirtschaftlichen Wert? Diese Unschärfe behinderte Investitionsentscheidungen, die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und die regulatorische Bewertung.

Hier setzt der neue Gruppenstandard aus Shanghai an. Er schafft einen klaren technischen und qualitativen Bezugsrahmen, um Metaverse-Ergebnisse – von Softwarelösungen über Hardware bis hin zu integrierten Dienstleistungen – vergleichbar und bewertbar zu machen. Der Standard führt ein mehrstufiges Klassifizierungs- und Bewertungssystem ein, das die folgenden Dimensionen umfasst: 1) Die technologische Reife bewertet die zugrundeliegenden Technologien wie Grafikqualität, Latenzzeiten, Interaktionsfähigkeiten, Stabilität der Infrastruktur sowie die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) und Blockchain. 2) Der Immersionsgrad klassifiziert, wie tiefgreifend das Nutzererlebnis ist – von einfachen 3D-Visualisierungen bis hin zu vollständig interaktiven, multisensorischen virtuellen Umgebungen. 3) Die Interoperabilität bewertet, inwieweit eine Lösung mit anderen Plattformen, Geräten und Datenformaten kompatibel ist – ein Schlüsselfaktor für die Vermeidung abgeschotteter Metaverse-Inseln. 4) Der Standard des wirtschaftlichen und sozialen Wertes wird Kriterien definieren, um den konkreten Nutzen einer Anwendung zu messen – sei es die Effizienzsteigerung in einer Fabrik, der Bildungserfolg in einer virtuellen Klasse oder der kulturelle Impact eines digitalen Museums.

Die Veröffentlichung des Standards ist ein strategisches Signal im globalen Rennen um die Vorherrschaft in den Technologien der nächsten Generation. Der Standard fügt sich nahtlos in die übergeordnete nationale Strategie Digitales China ein, die den beschleunigten Aufbau einer digitalen Gesellschaft vorsieht. Das Metaverse wird als eine der zentralen Säulen für die zukünftige digitale Wirtschaft angesehen. Indem China frühzeitig eigene Standards setzt, stärkt es nicht nur seine heimische Industrie, sondern positioniert sich auch, um zukünftig internationalen Normen seinen Stempel aufzudrücken – ähnlich wie es bei 5G oder der KI-Governance der Fall war. Klare Bewertungskriterien reduzieren das Risiko für Investoren und ermöglichen es, vielversprechende Projekte leichter zu identifizieren. Dies lenkt Kapital gezielt in innovative Bereiche und fördert ein gesundes industrielles Ökosystem.

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