Von Belt and Road zur Greater Bay

Bei der Belt and Road Initiative kündigt sich eine Abschwächung der Investitionen an. Dafür verantwortlich ist der Wirtschafts- und Technologiekrieg zwischen China und den USA, der noch Jahre, wahrscheinlich sogar Jahrzehnte anhalten und die Entkopplung der beiden größten Volkswirtschaften der Welt weiter vorantreiben wird – unabhängig von der Trump-Administration, denn auch die amerikanischen Demokraten werden versuchen, den weiteren Aufstieg Chinas mit wirtschaftlichen und technologischen Mitteln auszubremsen.

In der Folge wird in China das Geld immer knapper, und der Ruf der Bevölkerung nach einer Umschichtung der BRI-Budgets weg von Projekten im Ausland hin zu inländischen Investitionen wird immer lauter. Peking steht auch von innen unter Druck.

Ausländische Investoren werden vor dem Hintergrund der zunehmenden geopolitischen sowie der Kredit- und Währungsrisiken immer skeptischer, was den Return on Investment ihrer BRI-Engagements betrifft. Die Gegenreaktion ist in vollem Gange, die Verhandlungsmacht der ausländischen Investoren und Konsortialpartner nimmt zu.

Die chinesische Regierung reagiert, sie macht ihren ausländischen Projektpartnern gegenüber mehr Zugeständnisse. So hat Peking die Kosten des malaysischen East Coast Rail Link um rund ein Drittel gekürzt. Die Staatsregierung macht BRI-Projekte durch digitale Beschaffung transparenter, verbessert die Projektqualität und fordert Compliance. Man setzt auf Innovation und betont die digitale Seidenstraße und Greentech. Bei der Belt and Road Initiative geht es inzwischen nicht mehr um Stahl, Zement und Bulldozer, sondern um technische Standards, Recht und geistiges Eigentum.

China bewertet die einzelnen BRI-Projekte aber auch sehr viel kritischer. Nicht wenige werden revidiert, gekürzt oder ganz gestrichen. Damit steigt für die ausländischen Partner das Risiko, fallen gelassen zu werden. Darüber hinaus wird es zu einer Verlagerung chinesischer Gelder von der Belt and Road Initiative zum inländischen Großprojekt Greater Bay Area (GBA) kommen, dem neuen chinesischen Silicon Valley. Hier haben die Chinesen die Kontrolle, und hier halten sie die Fäden in der Hand.

Für ausländische Investoren und Partner kommt es jetzt darauf an, die Projekte genauer zu analysieren und zu bewerten, um die Rosinen picken zu können. Dafür benötigen sie eine solide Investitionsrechnung, kurzfristig getaktete Szenarioanalysen und umfassende Risikobewertungen.

Dr. Hans Joachim Fuchs

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