Start der digitalen Identität

Am 15. Juli 2025 hat China offiziell digitale Identitäten (digital IDs) eingeführt – ein zentrales, staatlich kontrolliertes System zur Authentifizierung von Personen im Netz. Die National Cyber ID Authentication besteht aus einer Kombination von Zahlen und Buchstaben und ist für die Nutzung vieler Online-Dienste zwingend erforderlich. Zur Registrierung müssen die Bürger ihre Ausweispapiere hochladen, das Gesicht scannen lassen und ihre Telefonnummer angeben. 

Sie registrieren sich einmalig bei den Behörden, z.B. bei der Polizei, und geben dort umfassende persönliche Informationen preis – einschließlich biometrischer Daten. Im Gegenzug erhalten sie eine digitale Identität, mit der sie sich künftig bei anderen Diensten anmelden können. Für Drittanbieter sind dabei nur verschlüsselte ID-Zeichen sichtbar – nicht mehr der reale Name oder die Telefonnummer des Nutzers. Diese zentralisierte Identitätsprüfung soll viele technische Schnittstellen überflüssig machen und mehr Datensicherheit bieten.

Kritiker befürchten, dass das System weniger dem Schutz der Bürger als vielmehr der Ausweitung staatlicher Überwachung dient. Mit einer zentralen ID lässt sich etwa problemlos nachvollziehen, welche Webseiten und Apps ein Nutzer verwendet, mit wem er kommuniziert oder welche Inhalte er konsumiert. Die Behörden könnten sich so mit minimalem technischem Aufwand ein detailliertes digitales Profil jedes Bürgers erstellen.

Die digitale ID ist kein isoliertes Projekt, sondern Teil eines größeren Trends: Die Regierung strebt nach zentraler Kontrolle über alle Datenströme im Land. Dazu gehören Maßnahmen wie der behördlich verordnete Datenaustausch zwischen Ministerien, staatlich kontrollierte Datenmarktplätze für Unternehmen und harte Strafen für Fehlverhalten im Umgang mit Daten. Peking verfolgt damit zwei Hauptziele: die Förderung der heimischen KI-Industrie durch große Datenmengen und den Schutz sensibler Informationen vor ausländischem Zugriff.

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